Die Geschichte der Dialyse
Schon die Römer dialysierten in ihren heißen Bädern, allerdings ohne zu wissen, was sie taten und warum es funktionierte. Bis zur heutigen Dialyse war es ein weiter Weg.
Die Nierenersatztherapie hat ihren Ursprung in einer Entdeckung, die in einem Zeitraum von 64 Jahren gleich dreimal gemacht wurde. Die älteste Beobachtung findet sich bei dem französischen Physiker Jean Antoine Nollet im Jahr 1748.
1802 wurde die Hydrodiffusion ein zweites Mal entdeckt durch Georg Friedrich Parrot.
1812 glaubte ein dritter Forscher, die Hydrodiffusion durch organische Scheidewände als Erster entdeckt zu haben. Nicolaus Wolfgang Fischer, ein deutscher Arzt und Chemiker, wurde im Verlauf seiner Untersuchungen über "galvanische Ketten" schließlich auf die Membrandiffusion aufmerksam.
Die epochemachende Entdeckung der Kolloide und der Dialyse sollte jedoch Thomas Graham 1854 vorbehalten bleiben:
Es möge mir erlaubt sein, die mittels Diffusion durch eine Scheidewand von gallertartiger Substanz bewirkte Scheidung als "Dialyse" zu bezeichnen.
Nachfolgend einige Bilder von historischen Geräten, die auch auf unserer Ausstellungswand "Dialyse von den Anfängen bis Heute" besichtigt werden können:
1913Dialysator von John Jacob Abel, USA
Einen ersten Dialysator mit allen Komponenten eines modernen Systems stellte John Abel aus Baltimore 1913 aus Kollodium (Zellulosetrinitrat, wegen der leichten Entzündbarkeit auch "Schiessbaumwolle" genannt) her. Er führte mit seiner oben dargestellten Apparatur Dialyseexperimente am Hund durch. Zur Gerinnungshemmung verwendete er Hirudin, das Speichelsekret der Blutegel.1924Hämodialyse von Georg Haas, Deutschland
Die weltweit erste Hämodialyse am Menschen durch Georg Haas in Gießen dauert 15 Minuten. Durchgeführt wurde sie mit einem "Kabinensystem" aus 16 Kollodiumschläuchen in acht Glasbehältern. Georg Haas setzte drei Jahre später erstmals Heparin zur Hemmung der Blutgerinnung ein.1945Kolfftrommel, Niederlande
Die rotierende Trommelniere der niederländischen Ärzte Willem J. Kolff und T. J. Berk bestand aus einem zylindrischen, mit den blutführenden Cellophanschläuchen bespannten Holzgerüst. Die Trommel in der offenen, mit Spüllösung gefüllten Wanne wurde von einem Waschmaschinenmotor gedreht. Die erste Patientin wurde mit diesem ersten klinisch einsetzbaren Dialysegerät in Kämpen (Niederlande) erfolgreich behandelt. Insgesamt wurden acht Stück gebaut.1948Klinische Dialyse, USA
Für die erste klinische Dialyse in den USA, die sechs Stunden dauert und in New York am Mount Sinai Hospital erfolgt, wird eine noch in den Niederlanden hergestellte Weiterentwicklung der Kolffschen Trommelniere eingesetzt. Willem J. Kolff selbst hatte die amerikanischen Ärzte zuvor in die Anwendung eingeführt.1950Klinische Dialyse, Deutschland
Die erste klinisch effektive Dialyse in Deutschland gelingt Curd Moeller in Hamburg. Die Akutdialysen damit dauern bis zu 13 Stunden. Mit einem späteren Modell der Moeller-Niere mit Blutpumpe, von dem dann acht Exemplare gebaut werden, verringert sich die Behandlungszeit auf acht Stunden.1956Travenol-Standard-Niere, Amerika und Europa
Ein großer Fortschritt wird mit der Travenol-Standard-Niere erreicht, die das erste Komplettsystem für die Hämodialyse darstellt. Eine Zwillingsspule von Kolff-Watschinger als Filter befindet sich - Vorbild ist die herkömmliche Waschmaschine - in einem offenen Metallbehälter. Das Kompaktgerät kostet 1200 Dollar und führt zu einem sprunghaften Anstieg von Behandlungsplätzen für Akutdialysen in Europa und Amerika.1963Plattendialysator von Frederik Kiil , Norwegen
Der 1960 entwickelte und drei Jahre lang modifizierte Plattendialysator des Norwegers Frederik Kiil wird zum meistverwendeten Dialysator dieser Zeit und gilt über Jahre als geeignetste "künstliche Niere" für die chronische Dialysebehandlung. Der Einsatz dafür ist hoch: Die Kiil-Niere muß nach den 10 bis 16 Stunden dauernden Behandlungen mit hohem Aufwand demontiert, gereinigt, sterilisiert und wieder zusammengebaut werden.1968Erste Patienten in der Heimdialyse in Deutschland
Einer der ersten Heimdialysepatienten in Deutschland: Das Hämodialysegerät mit einem Plattendialysator hat die Größe eines Kleiderschranks.HeuteModernes Dialysegerät
Dieses moderne Dialysegerät stammt aus deutscher Produktion (Fresenius Medical Care in Schweinfurt). Es hat neben den heute üblichen Kontroll- und Regulierungsmöglichkeiten auch zwei Blutpumpen für die Single-Needle-Methode. Außerdem kann man nach den aktuellen Bedürfnissen das Mischungsverhältnis Konzentrat zu Wasser während der Behandlung variieren. Auch die heute immer mehr gebrauchte Bicarbonat-Dialyse ist hier möglich.